Zunächst stellt sich natürlich die Frage, welches Boot soll es denn werden?
Material, Länge, Breite, Deckplan, Motorisierung, Antrieb, viele Fragen die sich da stellen.
Das Material stand für mich von Beginn an fest. Es sollte wieder ein Holzboot, also Mahagoni werden.
Die Größe des Bootes musste sich nach den Gegebenheiten meiner Boots-Garage richten, die 7,2m in der Länge und 5,5m in der Breite misst. Einschränkend ist auch die Durchfahrtshöhe, die leider nur 2,55m beträgt. Ein Boot mit Kajüte auf dem Trailer hätte dafür einen zu hohen Aufbau.
Ergo, es wird ein offenes Sportboot mit ca. 20-21 Fuß Länge (6,1-6,4m).
Damit lag es bereits nah ein Modell der glorreichen 60er Jahre zum Vorbild zu wählen.
Ich habe mir hunderte Boote aus dieser Zeit angeschaut. Riva, Boesch, Rio, Pederazzini, Chris Craft und wie sie alle heißen. Eine schöner als die andere.
Platzangebot und die Höhe des Freibords sind wichtig
Etwas das fast alle Boote aus der Zeit gemeinsam hatten, war der Deckplan. 1 - 2 Sitzreihen und eine Liegefläche über dem Inboarder.
Wenn ich von meinen beiden vorherigen Booten etwas gelernt habe dann, dass Platz an Bord und eine hohe Bordwand (Freibord) das verhalten der Passagiere an Bord entscheidend beeinflußt. In den 60ern wurden Boote gebaut wie Autos. Man sitzt auf einer Sitzbank und fährt zügig von A nach B.
Bei modernen Booten ist der Weg das Ziel d.h. man bewegt sich an Bord und das auch bei Marschfahrt. Das funktioniert aber nur wenn man nicht in eine Sitzreihe "eingeklemmt" ist und das Freiboard ausreichend Sicherheit bietet.
Das Antriebskonzept
Heute weden vorwiegend Boote mit Außenborder und Inborder mit Z-Antrieb gebaut. Beides hat seine Vor-und Nachteile.
Aussenborder
Da der Aussenborder am Heckspiegel hängt bedarf es keiner Durchführung unter der Wasserlinie und benötigt keinen Platz an Bord. Das Raumangebot kann so besser genutzt werden.
Inborder
Der Inborder ist in der Regel leiser und günstiger bei vergleichbarer Leistung. Die Duchführung für den Z-Antrieb befindet sich jedoch unter Wasser.
Wendegetriebe mit Welle
Das vorwiegende Antriebskonzept in den 60er Jahren war jedoch anders. In den 60ern hat man hubraumstarke Motoren über ein Wendegetriebe auf eine starre Wellenanlage verbunden. Hydraulische Wendegetriebe lassen sich butterweich schalten und die Leistungsausbeute an eine starre Welle ist sehr effektiv. Größter Nachteil ist, dass solch ein Antriebsstrang in der Länge fast die Hälfte des Raumes in Anspruch nimmt und der Kreativität für die Decksgestaltung enge Grenzen steckt.
In-und Aussenborder hatte ich schon, und meine persönliche Meinung ist, dass der Aussenborder deutlich wendiger war, beim rückwärts fahren weniger bis fast keinen Radeffekt hatte und ein Austausch, z.B. ein Upgrade, natürlich viel einfacher zu machen ist. Für den, der keinen warmen, trockenen Stellplatz für sein Boot hat, könnte auch wichtig sein, Boot und Motor getrennt einzuwintern.
Da Aussenborder in den 60ern für Boote über 4,5m Länge praktisch keine Rolle spielten und der Z-Antrieb erst Ende der 70er Jahre erfunden wurde, habe ich mich für das Mittelmotor-Konzept mit Welle entschieden.
Deckplan
Wie ich bereits durchblitzen lies, ist die übliche Aufteilung mit ein oder zwei Sitzreihen nicht wirklich sinnvoll. Ich suchte darum einen Grundriß der etwas mehr Bewegungsfreiheit an Bord erlaubt, aber das Gesamtkonzept "60er Jahre Runabout" nicht sprengt.
Nachdem ich viele 100 Bilder durchstöbert habe bin ich auf die Boesch 620 Acapulco de Luxe gestoßen. Das war genau was ich gesucht habe! Ein Mahagoni Runabout 6,2m Lang mit einer L-Sitzgruppe, einem Captains-Chair und Liegefläche über dem Motor. Passt!
Baupläne
Warum bauen und nicht kaufen? Nun dagegen sprechen ziemlich genau 150.000 gute Gründe, denn das ist etwa der Neupreis für eine solche Schönheit. Selbst gut erhaltene gebrauchte aus den frühen 90ern kosten noch ca. 100.000 EUR und damit "etwas mehr" als mir das Thema Boot wert ist. Ausserdem wollte ich ja ein Boot bauen! Das Vorhaben ist generell etwas ambitioniert aber ich kann meine Fähigkeiten zumindest so weit einschätzen, dass ich damit nicht auf der grünen Wiese beginnen kann. Ich brauchte Baupläne die etwas taugen. Leider musste ich sehr schnell einsehen das diese von den renomierten Werften nicht zu bekommen sind.
Glen-L
Bei meinen Recherchen bin ich dann immer wieder auf den Namen Glen-L gestoßen. Ein Unternehmen in Kalifornien, das Baupläne für hunderte von Bootsmodellen in allen Größen und Formen verkauft. Besonders interessant war, dass die Pläne Schablonen in Originalgröße enthalten. Nach einigem stöbern fand ich die Pläne für die Glen-L "Riviera" eine 21 Fuß Runabout mit einem ähnlichen Grundriß wie ihn die Boesch 620 hat.
Für mich war damit die Entscheidung gefallen, es wird die RIVIERA